Abenteuer Älterwerden

JoeBausch„Nach den Geschichten, die wir jetzt gehört haben, dürfen wir neugierig auf den Rest des Buches sein“, sagte Elke Johann aus dem Büchereiteam, als Petra Urban ihre Lesung beendete. Aus Anlass der Bibliothekstage hatte die Gemeindebücherei die beliebte Binger Schriftstellerin eingeladen. Alle Beteiligten freuten sich, dass der herbstlich dekorierte Raum so gut gefüllt war.

Das Thema nach dem Begrüßungssekt lautete: „Sprudelndes Leben, strömende Zeit.“ Frauengeschichten vom Älterwerden, die auch den anwesenden Männern durchaus etwas zu sagen hatten, wie das anschließende Gespräch zeigte. In einer Zeit, die geprägt ist von der Sehnsucht nach ewiger Jugend und ewiger Schönheit, in der Geburtstage als Feinde abgestempelt werden und Falten und graue Haare gern der Krieg erklärt wird, schwimmt Petra Urban erfrischend gegen den Strom. In ihren Geschichten plädiert sie für mehr Sensibilität für den Augenblick, für das Entdecken all der kleinen Freuden, die uns das Leben an jedem Tag schenkt, kleine Aufmerksamkeiten, die so viel wichtiger sind als das große Glück, von dem wir oft träumen.

Bevor Petra Urban las, berichtete sie kurz von ihrer Motivation, dieses Buch zu schreiben. Weil um die fünfzig herum die verrinnende Zeit plötzlich ein Thema für sie war. Sich mit dem Älterwerden auseinander zu setzen, habe ihr gut getan und ihr ein ganz neues Lebensgefühl geschenkt.

In ihrer bildhaften, poetischen Sprache machte sie Mut, sich nicht nur äußerlich, sich vielmehr innerlich zu verjüngen. Am Beispiel einer fast Hundertjährigen verdeutlichte sie, wie wichtig es ist, „Liebe im Blick“ zu haben. Damit meint sie eine innere Haltung, die mit Alter und Sehfähigkeit nichts zu tun hat, die vielmehr vollkommene Zuwendung ist. „Achtsamkeit und Aufmerksamkeit“, sagte sie, „zählen glücklicherweise zu den wenigen Kostbarkeiten, die im Laufe der Jahre eher wachsen, als schwinden.“

Im Anschluss an die Lesung entspann sich ein interessantes Gespräch über die Lust am Älterwerden. Leben gestaltet sich dort spannend, darin waren sich alle einig, wo wir neugierig bleiben, uns das Staunen erhalten, wo wir uns frische Gedanken um die Nase wehen lassen, Veränderungen zulassen und uns den Humor bewahren. „Denn das Lachen“, so Urban, „ funktioniert wie ein Surfbrett, auf dem wir über die sich auftürmenden Wogen des Alters schwerelos hinweg gleiten.“