Chronik

 

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Wir befinden uns in einer fränkischen Siedlung namens „Lefrietesheim“ im Jahre 747. Einige sind der Meinung, dass Rüdesheim von Rudersheim oder Rodersheim stammt. Andere sind überzeugt, dass ein Ritter vom Geschlecht Rüdesheim der Namensgeber ist. Wer auch immer recht hat, der Name stammt aus der fränkischen Zeit, wie die Namen aller Orte, die auf -heim, -hausen, -weiler, usw. enden. Den Wein brachten die römischen Legionäre mit, die schon vor den Franken Rüdesheim ihre Heimat nennen konnten. Diesen Legionären und ihrem Mitbringsel hat Rüdesheim den Zusatz Weindorf, den es im 2. Jahrtausend noch trägt, zu verdanken. In 1125/26 müssen wir gegen Hungersnot und Pest kämpfen. 1334 wird unser kleines Dorf Rüdesheim neben Bockenau, Weinsheim und Sponheim bei dem Konflikt zwischen Erzbischof Balduin von Trier und den Grafen von Sponheim eingeäschert.
Während des 30 Jährigen Krieges musste sich die Gemeinde von 1620 bis 1632 mit Requisition, Plünderungen und Brandschatzung auseinandersetzen. Als Folge reduziert sich die Bevölkerung bis Kriegsende um die Hälfte. 1661 wird die erste Kanalisation in Rüdesheim installiert. Auch die französische Revolution hinterlässt in Rüdesheim ihre Spuren. 1794 wird unser Dorf von franösischen Truppen besetzt. Am 1.10.1775 wird das linksrheinische Gebiet und somit auch die Amtssprache und die Verfassung französisch. Dieser Einfluss lässt sich heute noch an der Gemarkungsbezeichnung „Kreuznacher Chaussee“ erkennen. In Rüdeheim treffen sich auch berühmte Menschen der Geschichte. So soll sich Johannes Bäckler, genannt Schinderhannes, in der Wirtschaft „Zum Krönchen“ (ehemalige Bäckerei Wagner) vergnügt haben. Nach der Niederlage Napoleons und dem Wiener Kongress kommt Rüdesheim 1814/15 unter Österreichisch-bayrische Verwaltung. Im Jahre 1853 wird in Rüdesheim der Sitz der Amtsbürgermeisterei eingerichtet.

Altes Verwaltungsgebäude der Bürgermeisterei (jetziges ev. Gemeindehaus)

Die Amtsbürgermeistereien Rüdesheim, Wallhausen, Winterburg und Waldböckelheim beteiligen sich 1893 an der Planung der Kleinbahn. Neben der Personenbeförderung dient sie zum Transport von Holz aus dem Soonwald, Erz- und Braunstein sowie Material aus den Steinbrüchen aus Bockenau. Die Kleinbahn verläuft in Rüdesheim entlang des Ellerbachs, heute existiert dort die Straße „Im Wiesengrunde“. Der Bahnhof befindet sich „Am Kesselberg 8“ (Kreuzung Im Wiesengrunde / Am Kesselberg).

Zu Beginn des ersten Weltkrieges wird aus Rüdesheim berichtet: Es war ein drückend heißer Augusttag im Jahre 1914. Am Abend versammelt sich das ganze Dorf auf der Straße. Es herrscht eine feierliche Stille. Die Vorsitzenden der Vereine sprechen und alle stimmen begei-stert in das Kaiserhoch ein. Es findet eine Abschiedsfeier für die Männer, die in den Krieg ziehen, statt. Am nächsten Morgen kann man auf dem Bahnhof der Kleinbahn Abschiedsszenen sehen. In den kommenden Jahren werden 254 russische Kriegsgefangene den landwirtschaftlichen Betrieben dem Bürgermeistereibezirk Rüdesheim zugewiesen.

Die Folgezeit bringt allgemein soziale und wirtschaftliche Not, Geldentwertung, teilweise Hungersnot, Kohlenmangel mit sich und der Tausch-handel blüht auf. Im 2. Weltkrieg kommen viele evakuierte Saarländer nach Rüdesheim. Ansonsten verbringen wir die Zeit mit Luftschutzmaßnahmen, Sammelaktionen, Bezugskartenempfang, Schlangestehen nach Lebens-mitteln und anderen Dingen des täglichen Bedarfs, Fliegeralarm, Kartoffelkäfersuche, Altmaterialsammlung, Kriegsnachrichten, Trauerfeiern für Gefallene, … Bei einem Luftangriff auf Bad Kreuznach kommt es beim Anflug zu einem versehentlichen Bombenwurf auf Rüdesheim. Als am 16.03.1945 amerikanische Panzer durch Rüdesheim kommen, steht das Dorf unter amerikanischer Besatzung. Das Wirtschaftswunder, das nach dem Krieg einsetzt, macht sich auch in Rüdesheim bemerkbar: 1963 wird die Kanalisation im ganzen Dorf ein-gerichtet. 1963 folgt die Einweihung des neuen Schulgebäudes in der Schulstraße. Der Kindergarten wird ebenfalls eröffnet. Es werden auch weitere Neubaugebiete ausgewiesen.

Volksschule Rüdesheim, gebaut um 1910

Am 7.6.1969 wird Rüdesheim im Zuge der Verwaltungsreform nach Bad Kreuznach eingemeindet. Unsere Nachbargemeinde will ihr Industriegebiet vergrößern, doch wir wehren uns! Rüdesheim führt nun einen Prozess gegen das Land Rheinland-Pfalz. Der Verfassungsgerichtshof entscheidet am 17.12.1969 für Rüdesheim. Die Eingemeindung wird wieder aufgehoben. 1970 wird aus der Amtsbürgermeisterei die Verbandsgemeinde Rüdesheim.

 
 
 
 
 
Verfasser: Sabrina Stephan (2002) Weitere Informationen über Rüdesheim und Umgebung lassen sich in „Rüdesheim im Wandel der Zeit“; H. Süss (1979) und „Chronik der Verbandsgemeinde Rüdesheim“ Rainer Seil (1998)“ nachlesen und sind beim Ortsbürgermeister zu erwerben.